Stellungnahme zum Krieg in der Ukraine

  1. Der militärische Angriff Russlands auf die Ukraine ist durch nichts
    gerechtfertigt. Diese Invasion ist ein klarer Bruch des Völkerrechts. Das
    Ignorieren der Sicherheitsinteressen Russlands durch den Westen
    rechtfertigt keinesfalls einen Krieg. Wir fordern Präsident Putin auf, die
    Kriegshandlungen sofort zu beenden.
  2. Nur am Verhandlungstisch können tragfähige Lösungen entwickelt werden.
    Eine weitere kriegerische Eskalation muss verhindert werden, denn es wird
    am Ende keine Gewinner auf dem europäischen Kontinent geben. Das
    Scheitern des Minsk-Abkommens hat mehrere Väter und Mütter. Eine
    einseitige Verurteilung Russlands ohne Betrachtung der Vorgeschichte, die
    zu diesem Krieg geführt hat, dient nur dem Ziel der Isolierung Russlands. Das
    kann nicht in deutschem und europäischem Interesse liegen.
  3. Wir begrüßen die Entscheidung der Bundesregierung, mehr Geld in die
    Modernisierung der Bundeswehr zu investieren. Es geht nicht um
    Aufrüstung, sondern um die notwendige Ausrüstung zur Wiederherstellung
    der Verteidigungsbereitschaft.
  4. In der aktuellen Situation zeigt sich, dass die Aussetzung der Wehrpflicht ein
    großer Fehler war. Jetzt ist der Zeitpunkt für eine Kehrtwende. Die AfD tritt
    seit Jahren für die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht ein und befürwortet die
    Einführung eines allgemeinen Gemeinschaftsdienstjahres.
  5. Voraussetzung für eine Deeskalation ist der erklärte Verzicht auf einen
    Beitritt der Ukraine in NATO und EU. Die Ukraine muss im eigenen Interesse
    neutral bleiben statt zum geostrategischen Spielball anderer Mächte zu
    werden. Dem Ziel einer zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung
    Europas und Eurasiens kommt nur die Brückenfunktion der Ukraine
    entgegen.
  6. Die anlaufenden Sanktionen werden von der AfD kritisch gesehen. Sie treffen
    nicht nur die russische Gesellschaft, sondern bringen auch für die Menschen
    in unserem Land erhebliche Beeinträchtigungen. Zu erwarten sind
    Versorgungsengpässe und Auswirkungen auf die Stabilität unseres
    Finanzsystems. Eine weitgehende Isolierung Russlands hätte für die EU und
    insbesondere für Deutschland erhebliche Folgen. Da sich wichtige Staaten
    den Sanktionen nicht anschließen werden, sind Wettbewerbsnachteile für
    die deutsche Wirtschaft die Folge.
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    Außen- & Sicherheitspolitik, Entwicklungshilfe & Außenwirtschaft
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  7. Waffen in Krisen- und Kriegsgebiete zu liefern ist grundsätzlich abzulehnen.
    Sie können zu einer weiteren Eskalation des Krieges beitragen. Außerdem
    bergen Waffenlieferungen aus NATO-Staaten an die Ukraine die Gefahr der
    Ausweitung des Krieges bis hin zu einem Dritten Weltkrieg. Der Ukraine-
    Konflikt kann nicht militärisch, sondern nur auf dem Wege der Diplomatie
    gelöst werden.
  8. Deutschland steht mit anderen Staaten in der Pflicht, ukrainische
    Staatsbürger als Kriegsflüchtlinge temporär aufzunehmen. Die deutsche
    Regierung ist gefordert, alle diplomatischen Möglichkeiten zur Deeskalation
    auszuschöpfen, damit eine zeitnahe Rückkehr der Flüchtlinge in ihr
    Heimatland möglich wird.
  9. Wir fordern die politischen Parteien, alle gesellschaftlichen Kräfte und die
    Medien auf, den zunehmenden Diskriminierungen gegenüber
    russischsprachigen Mitbürgern entschieden entgegenzuwirken. Die
    Invasion in die Ukraine ist nicht der Krieg des russischen Volkes. Keinesfalls
    sollten russische Künstler, Wissenschaftler oder Sportler ausgegrenzt
    werden, nur um „Zeichen zu setzen“. Die Brücken zwischen Deutschen und
    Russen müssen erhalten bleiben.
    Zusammenfassend plädiert der BFA 1 für eine neutrale Haltung Deutschlands im
    Ukraine-Krieg, für einen Stopp der Waffenlieferungen und für die Aufhebung der
    Sanktionen gegenüber Russland. Die AfD sollte dezidiert weitere Sanktionen
    ablehnen.
    Deutschland hat ausschließlich humanitäre Hilfe an die Ukraine zu leisten.

Bundesfachausschuss 1
Außen- & Sicherheitspolitik, Entwicklungshilfe & Außenwirtschaft
Beschlossen am 23. April 2022